Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Spätestens ab Sommer 1986 wird an einer Reihe semiprofessioneller Desktop-Computer gearbeitet, die intern zunächst unter den Bezeichnungen
STHD,
Heavy Duty ST,
ST1 und
ST professional läuft. Im September 1986 werden die Computer in den USA erstmals angekündigt und auf der Winter CES im Januar 1987 wird die nun
Mega ST getaufte Reihe erstmals offiziell vorgestellt. Im Juni 1987 erscheint mit dem
Mega ST2 in Westdeutschland der erste Vertreter dieser Reihe auf dem Markt, einen Monat später folgt der
Mega ST4, im August folgt die Veröffentlichung auf den britischen Inseln und im September die in den Vereinigten Staaten. Ein mit 1 MB Arbeitsspeicher ausgestattetes Modell namens
Mega ST1 wird vorerst zurückgestellt.
Sieht man sich einmal das Mainboard des Mega ST einmal genauer an, werden einige Rückstände aus der Entwicklung sichtbar, die im Serienmodell dann doch nicht umgesetzt wurden. Darunter fallen zum Beispiel die mit Massekontakt versehenen Platinenbohrungen rund um den Erweiterungsbus und links des Diskettenlaufwerks auf, die wohl dazu vorgesehen waren, Erweiterungskarten bzw. ein weiteres internes Laufwerk aufzunehmen. Auch am Gehäuse gibt es solche Rückstände – drei Halterungen im Oberteil in der Nähe des Typenschilds könnten auf eine mögliche geplante Halterung für 5¼″-Blenden hindeuten, auch der Abstand der Streben links und rechts davon passt. In der technischen Dokumentation gibt es zudem vier Netzteilmodelle (ASPF34-1 bis ASPF34-4), von denen zwei mit zusätzlichen Stromanschlüssen ausgestattet sind, die es erlauben, eine Festplatte oder ein anderes Gerät mit selbem Stromanschluss zu betreiben.
An Erweiterungen waren seitens Atari von Anfang an eine Box mit zusätzlichen Erweiterungsmöglichkeiten, ein Hardware-PC-Emulator (die sogenannte
DOS-Box), eine interne Version des
SLMC804-DMA-Controllers, eine Coprozessorkarte und eine Netzwerklösung vorgesehen. Nichts davon wurde jedoch jemals veröffentlicht, der Markt quasi vollständig den Drittanbietern überlassen. Letztendlich entspricht das Serienmodell technisch eher einem
1040STF mit mehr Arbeitsspeicher und zusätzlichen Gimmicks als einer professionellen ST-Workstation.
Im Frühjahr 1989 wurde dann der lange zurückgestellte
MEGA 1 veröffentlicht, der im Gegensatz zum urspünglich geplanten
Mega ST1 aber nicht mit 32 256 kBit-, sondern mit acht 1 MBit-Chips als Arbeitsspeicher ausgestattet wurde. Das Platinendesign wurde wie schon beim Mega ST2 auch dahingehend verändert, dass man nicht einfach zusätzliche RAM-Chips einlöten kann, eine Speichererweiterung muss hier immer mittels Adapterplatine erfolgen. Die Modelle Mega ST2 und Mega ST4 wurden wenig später einem leichten Facelift unterzogen, mit einem leiseren und kompakteren Diskettenlaufwerk versehen und als
MEGA 2 bzw.
MEGA 4 neu vermarktet. Eingestellt wurden die Computer dann mit Erscheinen des
Mega STE im Herbst 1991.
Bilder
Atari Mega ST Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Aufbau des Systems

Mainboard-Layout des Mega 1

Mainboard-Layout des Mega ST2 / Mega 2

Mainboard-Layout des Mega ST4 / Mega 4
Chips
Prozessor: Motorola 68000
Die Hauptarbeit im ST verrichtet der weithin bekannte CISC-Prozessor Motorola 68000 (
CISC steht für
Complex
Instruction
Set
Computer, zu deutsch etwa Rechner mit komplexem Befehlssatz), der bereits seit 1979 auf dem Markt ist. Er operiert intern mit einem 32-Bit-Register sowie einem 32-Bit adressierten linearen Adressraum (davon sind 24 Bit extern verfügbar), acht 32-Bit-Datenregistern, neun 32-Bit-Adressregistern, einem 15-Bit-Statusregister und besitzt einen 16-Bit-Datenbus. Im ST wird der 68000 mit 8 MHz getaktet und kann eine Million Recheninstruktionen pro Sekunde abarbeiten (1 MIPS). Der 68000 kommt auch in den Konkurrenzprodukten Apple Macintosh, Sinclair QL und Commodore Amiga zum Einsatz.
Multifunktionsprozessor: Motorola 68901
Der als MFP verwendete Motorola 68901 fängt im ST die Interrupt-Signale auf und ist mitverantwortlich für die serielle Schnittstelle.
Soundchip: Yamaha YM2149F oder General Instrument AY-3-8910
Hier kommt meist der Yamaha YM2149F zum Einsatz, ein Derivat des General Instrument AY-3-8910, der auch in einigen ST-Modellen zu finden ist. Neben der Tonerzeugung ist er noch für die Parallelschnittstelle sowie die Signale RTS und DTR der seriellen Schnittstelle zuständig und verwaltet mittels Drive Select und Side Select, welches Diskettenlaufwerk und welche Diskettenseite angesprochen wird.
Asynchronous Common Interface Adapter (ACIA): Motorola 6850
Der erste der beiden ACIA-Chips vom Typ Motorola 6850 regelt die Datenübertragung der MIDI-Schnittstellen und arbeitet mit einer Übertragungsrate von 31,25 kilobaud. Der zweite ACIA-Chip ist für die Übertragung von und zur Tastatur zuständig und arbeitet mit 7812 Bit/Sekunde.
Tastaturprozessor: Hitachi HD6301V1
Der Hitachi HD6301V1 überwacht Tastatur, Maus und Joystick. Er ist in jedem Modell in der Tastatur integriert, also getrennt von der Zentraleinheit.
Direct Memory Access (DMA): Atari C025913 oder C100110
Einer der von Atari entwickelten Spezialchips des ST ist der DMA, welcher innerhalb von nur vierzehn Tagen von John Hoenig fertig entwickelt wurde. Er steuert die Massenspeicher an und hängt mit 16 Leitungen direkt am Datenbus.
Floppycontroller: Western Digital WD1772
Der WD1772 von Western Digital kommt hier zum Einsatz, er wandelt die 8 Bit breiten Daten des ST in serielle Daten für die Diskettenlaufwerke um und vice versa. Zudem liefert er alle Steuersignale für die Diskettenlaufwerke.
Grafikchip: Atari Shifter C025914 oder C301712
Der von Atari entwickelte Shifter verrichtet hier seinen Dienst, er ist hauptsächlich für den Bildaufbau verantwortlich. Dabei holt er sich die Bilddaten aus dem für die Bilderzeugung reservierten Teil des Arbeitsspeichers (32 kB) und gibt sie auf dem Monitor aus.
Memory Management Unit (MMU): Atari C025912 oder C100109 oder C100601
Die Speicherverwaltung übernimmt das Multiplexen der Adressen des Arbeitsspeichers, die Selektion des Bildschirmspeichers für den Grafikchip sowie die Selektion eines Arbeitsspeicherbereichs für die DMA.
GLUE: Atari C025915 oder C070714 oder C101602
Dieser Chip hat seinen Namen (zu deutsch Kleber oder Leim) nicht umsonst, denn er hält so ziemlich das ganze System zusammen. Er erzeugt beinahe alle Chip-Select-Signale von Arbeitsspeicher, Festspeicher und der Peripheriechips, die Taktfrequenzen mittels Teilerketten für die ACIAs und den Soundchip, die Synchronisations- und Austastsignale für den Monitor sowie die Signale für die Interruptsteuerung und den DMA-Betrieb.
Blitter
Der Blitter sorgt für eine wesentlich flüssigere Grafikdarstellung und war eigentlich schon für die allerersten ST-Modelle geplant, jedoch konnte er auf Grund von Schwierigkeiten bei der Entwicklung und bei der Materialbeschaffung erst 1987 fertiggestellt werden. Bei den ersten ausgelieferten Mega ST-Modellen war der Chip noch nicht enthalten, er konnte aber durch einen Atari-Händler kostenlos nachgerüstet werden.
Betriebssystem: Atari TOS
Der Atari ST verwendet
The Operating System (kurz
TOS) als Betriebssystem. Gerüchte besagen auch, dass
TOS für
Tramiel
Operating
System stehen solle. Bei den ersten Geräten muss TOS noch von Diskette nachgeladen werden – das System war bei Auslieferung noch nicht ganz fehlerbereinigt und konnte somit nicht auf ROM-Chips gebrannt werden. Näheres zum Betriebssystem und den verschiedenen Versionen auf der
TOS-Seite.
Ab Werk verwendete Betriebssystem-Versionen:
TOS 1.02 (ROM-Datum 22.04.1987)
TOS 1.04 (ROM-Datum 06.04.1989)
Schnittstellen

Anschlüsse
Schnittstellen-Bezeichnung |
Schnittstellen-Typ |
Anschluss für… |
Power |
Kaltgerätebuchse, Typ IEC-60320 C14 |
Kaltgerätekabel mit IEC-60320 C13-Kupplung |
Mega-Bus |
Wannenstecker, 64-polig; im Computer |
Grafikkarten, Netzwerkkarten u.ä. |
Modem |
D-Sub-Buchse männl., 25-polig |
serielle Drucker, Modems |
Printer |
D-Sub-Buchse weibl., 25-polig |
Drucker, andere parallel arbeitende Geräte |
MIDI out |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
MIDI in |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
Monitor |
DIN-Rundbuchse, 13-polig |
Bildschirme |
Floppy Disk |
DIN-Rundbuchse, 14-polig |
externe Diskettenlaufwerke |
Hard Disk |
D-Sub-Buchse weibl., 19-polig |
Festplatten, CD-ROM-Laufwerke |
ROM-Cartridge |
Platinensteckbuchse 2-reihig, 40-polig, Raster 2,54 mm / 0,1″ |
Steckmodule |
Keyboard |
RJ11-Buchse, 6-polig (6P6C) |
Tastatur |
Mouse / Joystick 0 (an der Tastatur) |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Maus, Gamecontroller aller Art, Trackball |
Joystick 1 (an der Tastatur) |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Gamecontroller aller Art |
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Technische Daten
Prozessor |
Motorola 68000 (CISC-Architektur), 64 Pins |
Taktfrequenz und Geschwindigkeit |
8 MHz, 1 MIPS |
Arbeitsspeicher (RAM) |
1, 2 oder 4 MB; je nach Modellbezeichnung |
Festspeicher (ROM) |
192 kB |
Betriebssystem |
TOS 1.02 oder 1.04 |
Grafikchip |
Atari Shifter + Atari Blitter |
Auflösungen (Farben) |
320 × 200 (16) - Farbmonitor benötigt
640 × 200 (4) - Farbmonitor benötigt 640 × 400 (2) - Monochrommonitor benötigt |
Farbpalette |
512 |
Soundchip |
Yamaha YM-2149 oder General Instrument AY-3-8910 |
Soundkanäle |
3 programmierbare Soundgeneratoren (PSG) + Rauschgenerator |
Tastatur |
Schreibmaschine, 85 Tasten + 10 Funktionstasten |
Massenspeicher |
Diskettenlaufwerk 3,5″ 720 kB |
Erweiterungssteckplätze |
1× Atari Mega-Bus (Pfostenstecker, 64-polig) |
Hersteller |
Atari Taiwan Manufacturing Corp. (Factory Code A1) |
Entwicklungsbeginn |
1986 |
Ankündigung |
September 1986 (als Heavy Duty ST) |
Vorstellung |
Januar 1987 |
Im Handel |
Juni 1987 (Mega ST2 – Westdeutschland u. West-Berlin)
Juli 1987 (Mega ST4 – Westdeutschland u. West-Berlin)
August 1987 (Mega ST2 / Mega ST4 – Vereinigtes Königreich)
September 1987 (Mega ST2 / Mega ST4 – Vereinigte Staaten)
April 1989 (Mega 1 / Mega 2 / Mega 4 – Westdeutschland u. West-Berlin) |
Einstellung der Produktion |
Oktober 1991 |
Neupreis |
2498 DM (Mega 1 Grundgerät mit Tastatur (4/89; entspricht 2020 ca. € 2165)
2998 DM (Mega ST2 Grundgerät mit Tastatur (06/87; entspricht 2020 ca. € 2710)
3498 DM (Mega ST4 Grundgerät mit Tastatur (07/87; entspricht 2020 ca. € 3160) |
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Peripheriegeräte
Was ist ein Computer ohne die dazugehörige Peripherie? Genau, nutzlos. Für den ST gibt es aus dem Hause Atari sogar eine ganze Palette an Peripheriegeräten. Eine Übersicht davon gibt es hier:
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Letzte Bearbeitung: 7. Februar 2021