Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ersten Rechner der ST
E-Baureihe wurden im März 1989 auf der CeBIT einem größeren Fachpublikum angekündigt und im August 1989 auf der Atarimesse vorgestellt, bereits im Oktober 1989 waren erste Modelle auf dem Markt zu haben. Amiga, Macintosh und auch die x86-PCs waren drauf und dran, den mittlerweile vier Jahre alten Atari ST technisch hinter sich zu lassen. Ab 1988 wurde daher an einer neuen ST-Serie gearbeitet, die in einigen Details verbessert wurde. So wurde die Anzahl der möglichen darstellbaren Farben von 512 auf 4096 erhöht (die maximale gleichzeitige Darstellung jeder Auflösung jedoch beibehalten), zudem bietet das System nun zwei zusätzliche Controlleranschlüsse und einen nach außen geführten Stereo-Ausgang, womit der ST
E beispielsweise an eine HiFi-Anlage oder einen Verstärker angeschlossen werden kann. Auch das Betriebssystem wurde in einigen Punkten verbessert und wurde nun in der Version 1.06 ausgeliefert – welches dann aber wegen eines groben Fehlers wenig später durch TOS 1.62 ersetzt wurde. Der Arbeitsspeicher lässt sich nun dank verwendeter SIMM-Riegel wesentlich leichter aufrüsten, sehr frühe Modelle hatten jedoch noch die umständlich zu handhabenden SIP-Riegel verbaut. Der schon beim Mega ST eingesetzte Bitblock-Transfer-Chip Blitter wurde auch in diese Rechner serienmäßig eingebaut und beschleunigt die Grafikausgabe erheblich. Der 520ST
E wurde bis Oktober 1991 produziert, der 1040ST
E bis zum Ausstieg Ataris aus dem Computermarkt im Jahr 1994, nach der Schließung der ATMC-Fabriken Mitte 1991 von der EFA Corporation.
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Modelle
Fünf Modelle sollte die ST
E-Serie eigentlich umfassen: 520ST
E mit 512 kB Arbeitsspeicher, 1040ST
E mit 1 MB, 2080ST
E mit 2 MB und 4160ST
E mit satten 4 MB Arbeitsspeicher, zusätzlich ein 1040STE+ mit eingebautem PC-Hardwareemulator auf Basis des Intel 80286-Prozessors. Während 520ST
E und 1040ST
E auf den Markt kamen und der 4160ST
E anfangs an Entwickler ausgegeben wurde, wurden die übrigen beiden Modelle und schließich auch der 4160ST
E wieder gestrichen.
Bilder
Atari 520STE / 1040STE Einzelne Bilder zum Vergrößern anklicken |
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Aufbau des Systems

Mainboard-Layout des STE
Chips
Prozessor: Motorola 68000
Die Hauptarbeit im ST verrichtet der weithin bekannte CISC-Prozessor Motorola 68000 (
CISC steht für
Complex
Instruction
Set
Computer, zu deutsch etwa Rechner mit komplexem Befehlssatz), der bereits seit 1979 auf dem Markt ist. Er operiert intern mit einem 32-Bit-Register sowie einem 32-Bit adressierten linearen Adressraum (davon sind 24 Bit extern verfügbar), acht 32-Bit-Datenregistern, neun 32-Bit-Adressregistern, einem 15-Bit-Statusregister und besitzt einen 16-Bit-Datenbus. Im ST wird der 68000 mit 8 MHz getaktet und kann eine Million Recheninstruktionen pro Sekunde abarbeiten (1 MIPS). Der 68000 kommt auch in den Konkurrenzprodukten Apple Macintosh, Sinclair QL und Commodore Amiga zum Einsatz. Im Atari ST
E kommt statt der bisher verwendeten DIL-Variante die gesockelte PLCC-Version zum Einsatz.
Multifunktionsprozessor: Motorola 68901
Der als MFP verwendete Motorola 68901 fängt im ST die Interrupt-Signale auf und ist mitverantwortlich für die serielle Schnittstelle.
Soundchip: Yamaha YM2149F oder General Instrument AY-3-8910 + Stereo Tone / Volume Circuit
Hier kommt meist der Yamaha YM2149F zum Einsatz, ein Derivat des General Instrument AY-3-8910, der auch in einigen ST-Modellen zu finden ist. Neben der Tonerzeugung ist er noch für die Parallelschnittstelle sowie die Signale RTS und DTR der seriellen Schnittstelle zuständig und verwaltet mittels Drive Select und Side Select, welches Diskettenlaufwerk und welche Diskettenseite angesprochen wird. Unterstützt bei der Audio-Ausgabe über die Stereo-Anschlüsse wird der Soundchip durch den Stereo Tone and Volume Circuit LMC1992N von National Semiconductor.
Asynchronous Common Interface Adapter (ACIA): Motorola 6850
Der erste der beiden ACIA-Chips vom Typ Motorola 6850 regelt die Datenübertragung der MIDI-Schnittstellen und arbeitet mit einer Übertragungsrate von 31,25 kilobaud. Der zweite ACIA-Chip ist für die Übertragung von und zur Tastatur zuständig und arbeitet mit 7812 Bit/Sekunde.
Tastaturprozessor: Hitachi HD6301V1
Der Hitachi HD6301V1 überwacht Tastatur, Maus und Joystick. Er ist in jedem Modell in der Tastatur integriert, also getrennt von der Zentraleinheit.
Direct Memory Access (DMA)
Einer der von Atari entwickelten Spezialchips des ST ist der DMA, welcher innerhalb von nur vierzehn Tagen von John Hoenig fertig entwickelt wurde. Er steuert die Massenspeicher an und hängt mit 16 Leitungen direkt am Datenbus.
Floppycontroller: Western Digital WD1772
Der WD1772 von Western Digital kommt hier zum Einsatz, er wandelt die 8 Bit breiten Daten des ST in serielle Daten für die Diskettenlaufwerke um und vice versa. Zudem liefert er alle Steuersignale für die Diskettenlaufwerke.
Grafikchip: Atari Shifter
Der von Atari entwickelte Shifter verrichtet hier seinen Dienst, er ist hauptsächlich für den Bildaufbau verantwortlich. Dabei holt er sich die Bilddaten aus dem für die Bilderzeugung reservierten Teil des Arbeitsspeichers (32 kB) und gibt sie auf dem Monitor aus.
Memory Control Unit / GLUE (MCU/GLUE)
Die Speicherverwaltung übernimmt das Multiplexen der Adressen des Arbeitsspeichers, die Selektion des Bildschirmspeichers für den Grafikchip sowie die Selektion eines Arbeitsspeicherbereichs für die DMA. Der GLUE hat seinen Namen (zu deutsch Kleber oder Leim) nicht umsonst, denn er hält so ziemlich das ganze System zusammen. Er erzeugt beinahe alle Chip-Select-Signale von Arbeitsspeicher, Festspeicher und der Peripheriechips, die Taktfrequenzen mittels Teilerketten für die ACIAs und den Soundchip, die Synchronisations- und Austastsignale für den Monitor sowie die Signale für die Interruptsteuerung und den DMA-Betrieb. Im ST
E wurden die beiden Chips in einem Gehäse vereinigt.
Blitter
Der Blitter sorgt für eine wesentlich flüssigere Grafikdarstellung und war eigentlich schon für die allerersten ST-Modelle geplant, jedoch konnte er auf Grund von Schwierigkeiten bei der Entwicklung und bei der Materialbeschaffung erst 1987 fertiggestellt werden. Bei den ersten ausgelieferten Mega ST-Modellen war der Chip noch nicht enthalten, er konnte aber durch einen Atari-Händler kostenlos nachgerüstet werden.
Arbeitsspeicher
Der Arbeitsspeicher im ST
E ist gegenüber den Vorgängermodellen sehr viel leichter aufzurüsten, es müssen keine Speichererweiterungskarten mehr eingelötet oder gar einzelne Speicherbausteine huckepack auf vorhandene Bausteine aufgelötet werden, stattdessen kann man einfach die Speicherriegel austauschen. Diese sind in der Bauform Single Inline Memory Module (SIMM) mit einer dreißigpoligen Kontaktleiste gehalten, bei sehr früh produzierten Modellen sogar noch als Single Inline Pin Package (SIPP) mit 30 nach unten abstehenden und sehr empfindlichen Pins. Es lassen sich Module in den Größen 256 kB und 1 MB verwenden, sie müssen immer paarweise verwendet werden, bei Verwendung von zwei Modulen sind nur Bank 0 und Bank 2 zu bestücken, Bank 1 und Bank 3 müssen leer bleiben. Somit sind Arbeitsspeicher-Größen von 512 kB, 1 MB, 2 MB, 2,5 MB und 4 MB möglich.
Betriebssystem: Atari TOS
Der Atari ST verwendet
The Operating System (kurz
TOS) als Betriebssystem. Gerüchte besagen auch, dass
TOS für
Tramiel
Operating
System stehen solle. Bei den ersten Geräten muss TOS noch von Diskette nachgeladen werden – das System war bei Auslieferung noch nicht ganz fehlerbereinigt und konnte somit nicht auf ROM-Chips gebrannt werden. Näheres zum Betriebssystem und den verschiedenen Versionen auf der
TOS-Seite. Das Betriebssystem lässt sich im ST
E leicht gegen Version 2.06 austauschen, gerüchteweise soll es gegen Ende des Produktionszeitraums sogar aktualisierte Geräte mit TOS 2.06 und HD-Diskettenlaufwerk ab Werk gegeben haben.
Ab Werk verwendete Betriebssystem-Versionen:
TOS 1.06 (ROM-Datum 19.06.1989)
TOS 1.62 (ROM-Datum 11.01.1990)
Schnittstellen

Anschlüsse
Schnittstellen-Bezeichnung |
Schnittstellen-Typ |
Anschluss für… |
Modem |
D-Sub-Buchse männl., 25-polig |
serielle Drucker, Modems |
Printer |
D-Sub-Buchse weibl., 25-polig |
Drucker, andere parallel arbeitende Geräte |
Hard Disk |
D-Sub-Buchse weibl., 19-polig |
Festplatten, CD-ROM-Laufwerke |
Floppy Disk |
DIN-Rundbuchse, 14-polig |
externe Diskettenlaufwerke |
Television |
Cinch-Buchse |
Fernsehgerät (Antenneneingang) |
Monitor |
DIN-Rundbuchse, 13-polig |
Bildschirme |
Audio R |
Cinch-Buchse |
Verstärker |
Audio L |
Cinch-Buchse |
Verstärker |
Power |
Kaltgerätebuchse, Typ IEC-60320 C14 |
Kaltgerätekabel mit IEC-60320 C13-Kupplung |
MIDI out |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
MIDI in |
DIN-Rundbuchse, 5-polig |
Musikinstrumente, MIDI-Netzwerk |
ROM-Cartridge |
Platinensteckbuchse 2-reihig, 40-polig, Raster 2,54 mm / 0,1″ |
Steckmodule |
Extended Controller B |
D-Sub-Buchse weibl., 15-polig (hohe Dichte), ohne Schraubbolzen |
Gamecontroller |
Extended Controller A |
D-Sub-Buchse weibl., 15-polig (hohe Dichte), ohne Schraubbolzen |
Gamecontroller |
Mouse / Joystick 0 |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Maus, Gamecontroller aller Art, Trackball |
Joystick 1 |
D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen |
Gamecontroller aller Art |
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Technische Daten
Prozessor |
Motorola 68000 (CISC-Architektur), 64 Pins |
Taktfrequenz und Geschwindigkeit |
8 MHz, 1 MIPS |
Arbeitsspeicher (RAM) |
512 kB (520STE) 1 MB (1040STE) |
Festspeicher (ROM) |
256 kB |
Betriebssystem |
TOS 1.06 oder 1.62 |
Grafikchip |
Atari Shifter + Atari Blitter |
Auflösungen (Farben) |
320 × 200 (16) - Farbmonitor oder Fernseher benötigt
640 × 200 (4) - Farbmonitor oder Fernseher benötigt 640 × 400 (2) - Monochrommonitor benötigt |
Farbpalette |
4096 |
Soundchip |
Yamaha YM-2149 oder General Instrument AY-3-8910 |
Soundkanäle |
3 programmierbare Soundgeneratoren (PSG) + Rauschgenerator |
Tastatur |
Schreibmaschine, 85 Tasten + 10 Funktionstasten |
Massenspeicher |
Diskettenlaufwerk 3,5″ 720 kB |
Hersteller |
Atari Taiwan Manufacturing Corp. (Factory Code A1) EFA Corp. (ab Mitte 1991) |
Entwicklungsbeginn |
1988 |
Ankündigung |
März 1989 |
Vorstellung |
August 1989 |
Im Handel |
Oktober 1989 (520STE, Frankreich)
November 1989 (1040STE) |
Einstellung der Produktion |
Oktober 1991 (520STE)
ca. Mitte 1994 (1040STE) |
Neupreis |
1598 DM (1040STE mit SM124) (11/89; entspricht 2020 ca. € 1385) |
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Peripheriegeräte
Was ist ein Computer ohne die dazugehörige Peripherie? Genau, nutzlos. Für den ST gibt es aus dem Hause Atari sogar eine ganze Palette an Peripheriegeräten. Eine Übersicht davon gibt es hier:
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Letzte Bearbeitung: 6. Februar 2021