In dieser Sektion geht es um die Atari-Firmen an sich. In verschiedenen Rubriken sollen verschiedene Punkte diverser Unternehmen mit dem Namen Atari näher beleuchtet werden.
Unter
Firmengeschichte ist eine sehr ausführliche Historie der Jahre 1971 bis 2001 zu finden, inklusive einer kleinen Vorgeschichte. Im
Kalender der Veröffentlichungen findet ihr Jahreskalender, beginnend mit dem Jahr 1971, zum durchklicken, in dem alle bekannten Veröffentlichungsdaten für Hardware und Videospiele zu finden sind.
Atari in Film & TV zeigt das Erscheinen von Atari-Produkten in Spielfilmen und Fernsehserien auf, meist durch Product Placement, später aber auch einfach als Teil des Filmsets ohne finanzielle Mittel von Atari. Die Rubrik
Atari Research Labs behandelt die Laboratorien in New York, Los Angeles und Sunnyvale bzw. vielmehr die Entwicklungen dieser Labore. Insbesondere diese Sektion wird beim Auffinden weiterer Unterlagen natürlich weiter ausgebaut – bisher sind nur das Projekt Victoria und das Prokjekt ALAN-K dort zu finden.
Cyan Engineering beschreibt dann die Entwicklungstochter Ataris, die von 1973 bis 1984 vor allem im Grass Valley aktiv war. Unter
Atari Adventure soll im Lauf der Zeit eine Liste der Standorte der Atari Adventure Center zu finden sein, bisher beschreibt die Rubrik nur das Drumherum. Unter
Atari Program Exc. wird das APX-Programm beschrieben und die Programme aufgelistet.
Federated Group dreht sich um den Deal mit der Elektromarkt-Kette The Federated Group, die Atari 1987 aufgekauft und 1990 dann stillgelegt hat. Im Artikel
Video Game Crash werden Ursachen und Folgen der Krise von 1983 für Atari und die gesamte Branche aufgeführt. Weitere Artikel sind geplant und werden nach und nach ergänzt.
Kann man bei anderen Firmen dieser Branche oft auf eine recht lineare Firmengeschichte blicken, stellt sich die Sache bei Atari jedoch viel komplizierter dar. Denn: Es gibt nicht
die Firma Atari. Jedenfalls nicht nur. Kurz ausgedrückt: Von den sechs Produkten
Pong,
Video Computer System,
ST Computer,
Paperboy,
Frogger 2 und
Rollercoaster Tycoon stammt jedes einzelne von einer anderen Firma mit dem Namen Atari.
Ausführlich betrachtet muss man allein schon durch die verschiedenen Inhaber und Rechtsformen folgende acht Firmen unterscheiden:
ATARI, INC., Santa Clara/Los Gatos |
Atari, Inc. (Syzygy Engineered) ▶ Atari, Inc. (1972–1976) |
Die im Juni 1972 von Nolan Bushnell und Ted Dabney gegründete
ATARI, INC. mit Sitz in Santa Clara und später in Los Gatos. Sie gilt als das Original und brachte diverse Arcadespiele auf den Markt, darunter
Pong,
Gotcha und
Space Race sowie über die Tochter Kee Games
Tank, außerdem mit
Pong die ersten Spielekonsolen der Firma. Atari wurde im Oktober 1976 an Warner Communications verkauft, wo sie in der Tochter WCI Games aufging.
WCI Games, Inc. ▶ Atari, Inc. ▶ Atari Games, Inc. ▶ Atari Holdings, Inc. (1976–1992) |
Die im Oktober 1976 gegründete Warner Communications-Tochter WCI Games, Inc. wurde nach Aufkauf von Atari in
ATARI, INC. umbenannt und bildet einen nahtlosen Anschluss an die 1972 gegründete Firma Atari, weshalb beide Atari, Inc. zumeist als eine einzige Firma angesehen werden. Sie hatte ihren Sitz in Sunnyvale. Bis 1984 erschienen hier diverse Spielkonsolen (
Video Computer System,
5200 SuperSystem), Computer (
400/800,
XL-Serie) und zahlreiche Arcadespiele, die die Goldene Ära der Arcadespiele einläuteten, darunter
Asteroids,
Missile Command,
Tempest und
Centipede. Nach dem
Video Game Crash wurde die Firma in zwei Teile aufgespalten, das Consumergeschäft wurde an die Familie Tramiel verkauft, der verbliebene Teil in
ATARI GAMES, INC. umbenannt und der Sitz alsbald nach Milpitas verlegt. Nachdem 1985 auch das Arcadegeschäft an Namco America verkauft wurde, wurde der dann noch verbliebene Rest im März 1985 in
ATARI HOLDINGS, INC. umbenannt und der Sitz in die Warner-Zentrale nach New York verlegt. Am 26. Juni 1992 wurde die Firma aufgelöst.
ATARI CORPORATION, Sunnyvale |
Tramel Technologies, Ltd. ▶ Atari Corporation ▶ JTS Corp., Atari Division (1984–1998) |
1984 kaufte der ehemalige Commodore-Boss Jack Tramiel die Atari Consumer Division von Warner Communications auf, verschmolz sie mit seiner Firma Tramel Technologies Limited und benannte diese in
ATARI CORPORATION um, ihr Sitz befand sich ebenfalls in Sunnyvale, nur einen Steinwurf von der Atari, Inc.-Zentrale entfernt. Die Atari Corporation bediente hauptsächlich den Computermarkt, später auch wieder den Videospielesektor. Die 8-Bit-Computer sowie die Konsolensysteme wurden direkt von Atari übernommen und zum Teil in überarbeiteten Version erneut auf den Markt gebracht, daneben erschienen auch die neuen Produktlinien
ST,
PC,
ABC,
Portfolio,
TT und
Falcon im Computerbereich sowie
7800, XE Game System,
Lynx und
Jaguar im Videospielemarkt. 1996 war Atari finanziell stark geschwächt und fusionierte mit dem ebenfalls angeschlagenen Laufwerkshersteller JT Storage zur
JTS CORPORATION, bei der Atari nur noch als Atari Division geführt wurde.
ATARI GAMES CORPORATION, Milpitas |
AT Games, Inc. ▶ Atari Games Corp. ▶ Midway Games West, Inc. (1985–2013) |
Die
ATARI GAMES CORPORATION wurde im Januar 1985 von Namco America unter dem Namen AT Games, Inc. gegründet und kaufte im Februar 1985 das Arcadegeschäft der Warner-Tochter Atari Games, Inc. komplett auf. Ihr Sitz befand sich in Milpitas. Atari Games brachte etliche Spiele wie
Gauntlet,
Paperboy,
Tetris,
Klax und
Primal Rage in die Spielhallen, die Tochter Tengen, Inc. (ab 1994 Time Warner Interactive) sorgte für den Vertrieb der Atari Games-Spiele auf Spielkonsolen und Computersystemen. 1987 wurde Atari Games eigenständig, 1993 erwarb Time Warner eine kontrollierende Mehrheit, zwischen Mai 1995 und März 1996 hieß die Sparte dann TWi Games Division, Atari Games wurde lediglich noch als Marke genutzt. 1996 wurde TWi Games als Atari Games an WMS Industries verkauft und innerhalb dieses Konzerns an die Tochter Midway weitergereicht. 1999 erfolgte die Umbenennung von Atari Games in
MIDWAY GAMES WEST, im Februar 2003 wurde die Firma geschlossen und alle Angestellten entlassen, sie existierte aber noch aus rechtlichen Gründen auf dem Papier bis zur endgültigen Liquidation durch Warner Bros. Entertainment, die die Reste nach der Insolvenz von Midway im Jahr 2009 aufkauften, im Oktober 2013.
ATARI INTERACTIVE, INC., Pawtucket |
Hasbro Interactive Corp. ▶ Atari Interactive, Inc. (1998–2003) |
Die Hasbro-Tochter
ATARI INTERACTIVE, INC. wurde 1998 unter dem Namen Hasbro Interactive Corporation (Kürzel HIAC XI) gegründet und nach dem Erwerb der Atari-Markenrechte von JTS im Jahr 1998 umbenannt. Bereits Ende 2000 wurde Atari Interactive, die ihren Sitz in der Hasbro-Zentrale in Pawtucket, Rhode Island, hatte, an den französisch-amerikanischen Spielehersteller Infogrames weiterverkauft. Unter Atari Interactive erschienen Ende der 90er unter anderem die PC- und Konsolenumsetzungen von Pong, Centipede, Frogger und Breakout. Am 7. Mai 2003 ging Atari Interactive in der Infogrames-Tochter Infogrames Interactive, Inc. auf, die dann wiederum in Atari Interactive, Inc. umbenannt wurde.
ATARI INTERACTIVE, INC., New York |
Hasbro Interactive, Inc. ▶ Infogrames Interactive, Inc. ▶ Atari Interactive, Inc. (seit 1995) |
Jetzt wird es langsam verwirrend: Die Hasbro Interactive, Inc. (nicht zu verwechseln mit der weiter oben genannten Hasbro Interactive Corporation) wurde 1995 als Computerspielabteilung des Spielwarenriesen Hasbro gegründet. 2000 erwarb Infogrames Entertainment die Hasbro Interactive samt der Töchter MicroProse und Atari Interactive, Inc. (s.o.) und benannte die Firma in Infogrames Interactive, Inc. um, diese dann wiederum im Mai 2003 in Atari Interactive, Inc. Heute ist sie eine Tochterfirma der Atari, Inc., die wiederum zu Atari SA in Paris gehört. Wie Atari, Inc. durchlief auch Atari Interactive im Jahr 2013 ein Insolvenzverfahren.
GT Interactive, Inc. ▶ Infogrames, Inc. ▶ Atari, Inc. (seit 1993) |
Eine weitere noch existierende Firma mit dem Namen Atari ist die in New York ansässige Atari, Inc., die 1993 als GT Interactive gegründet wurde und 1999 von Infogrames Entertainment übernommen und in Infogrames, Inc. umbenannt wurde. Nachdem Infogrames Ende 2000 die Computerspielabteilung des Spielwarenriesen Hasbro aufkaufte, die die Marken Atari Interactive und MicroProse beinhalteten, entschied man sich 2003 zur Umbenennung von Infogrames, Inc. in Atari, Inc. 2013 durchlief Atari, Inc. ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, das noch im laufenden Jahr abgeschlossen werden konnte. Die Atari, Inc. ist heute die aktivste Firma unter diesem Namen, mit Atari Blockchain wurde 2021 eine Abteilung speziell für Kryptowährungen und NFTs gegründet, während sich die Mutterfirma weiterhin um den Bereich Computer- und Videospiele kümmert, derzeit vorwiegend für mobile Systeme wie Android und Apple iOS, aber auch für die hauseigene Konsole Atari VCS.
Infogrames Entertainment SA ▶ Atari SA (seit 1983) |
Der in Frankreich sitzende Mutterkonzern von Atari, Inc. und Atari Interactive, Inc. wurde 1983 unter dem Namen Infogrames Entertainment SA gegründet und erst 2009 in Atari SA umbenannt. Im selben Jahr wurde das Atari-Europageschäft an Namco-Bandai verkauft, seither dient Atari SA lediglich als Verwaltung der amerikanischen Tochterfirmen. 2013 konnte ein Insolvenzverfahren abgewendet werden, nachdem die amerikanischen Töchter Gläubigerschutz beantragt hatten.
Diese letzten drei Firmen sind eng miteinander verwoben – Atari, Inc. und Atari Interactive, Inc. arbeiten eng zusammen, während Atari SA als Konzernmutter fungiert.
Nachstehend möchte ich noch kurz auf die Deutschland-Verwaltungen eingehen:
ATARI ELEKTRONIK VERTRIEBSGESELLSCHAFT MBH, Hamburg |
Die Atari Elektronik Vertriebsgesellschaft wurde am 1. März 1980 als Unterabteilung der WEA Musik GmbH gegründet und hatte ihren Sitz im selben Gebäude wie WEA in der Arndtstraße 16 im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst, die Geschäftsführung hatte Klaus Ollmann inne. Am 1. April 1981 wurde Atari Elektronik aus der WEA Musik ausgegliedert und bezog als nun eigenständige GmbH die Villa an der Bebelallee 10 im Stadtteil Winterhude. Von hier aus lief bis Frühjahr 1985 der Vertrieb der Atari-Produkte in der Bundesrepublik und in West-Berlin. Im Juli 1984 übernahm die von den Tramiels geleitete Atari Corporation die administrative Kontrolle über Atari Elektronik, sie gehörte aber weiterhin zur nun Atari Games, Inc. genannten Warner Communications-Tochter. Am 31. März 1985 wurde Atari Elektronik aufgelöst und die Hälfte der Angestellten entlassen, die andere Hälfte zog mit um zur neuen Deutschland-Zentrale nahe Frankfurt.
ATARI COMPUTER GMBH, Raunheim/Schwalbach |
Atari (Corp.) Deutschland GmbH ▶ Atari Computer GmbH (1984–1994) |
Im November 1984 übernahm die Atari Corporation die Alter Pferdemarkt Verwaltungsgesellschaft für Beteiligungen mbH und benannte sie in Atari Corp. (Deutschland) GmbH um. Über die nächsten Monate liefen die Vorbereitungen zur Übernahme des Consumergeschäfts der bisherigen Atari Elektronik Vertriebsgesellschaft in Hamburg, die zwar unter der administrativen Kontrolle der Atari Corporation stand, aber nach wie vor zur Schwesterfirma Atari Games, Inc. (ehem. Atari, Inc.) und damit zu Warner Communications gehörte. Im April 1985 bezog Atari Corp. (Deutschland) die strategisch günstig in der Nähe des Frankfurter Flughafens und der Autobahn A3 gelegenen Räumlichkeiten in Raunheim und übernahm den Vertrieb der Atari Heimprodukte in der Bundesrepublik und West-Berlin, ab 1988 auch den Export in die DDR. 1988 wurde die Atari Corp. (Deutschland) in Atari Computer GmbH umbenannt. Atari Deutschland unterstand auch das kurzfristig bestehende Atari Entwicklungszentrum in Braunschweig, wo Prototypen des Parallelrechners
ATW800 angefertigt sowie verschiedene Produkte der PC-Linie entwickelt wurden. 1992 erfolgte der Umzug in die für 20 Millionen DM neu gebaute Zentrale in Schwalbach am Taunus. Allerdings wurde Atari Deutschland wie auch alle anderen europäischen Niederlassungen mit Ausnahme der britischen, die danach das Europageschäft übernahm, sowie des Logistikzentrums in Vianen, im Rahmen der Konsolidierung im Frühjahr 1994 aufgelöst. Die Zentrale in Schwalbach wurde geräumt und im Juni 1994 verkauft.
ATARI COMPUTER GMBH TECHNOLOGIEZENTRUM, Braunschweig |
In Braunschweig entstand ab November 1987 an der Julius-Konegen-Straße 24 das Technologiezentrum als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung von Atari Deutschland, welches im April 1988 seine Arbeit aufnahm und bei dem auch Entwicklungsarbeit im Bereich Transputer (nach einem Konzept der britischen Firma Perihelion) und der PC-Kompatiblen für den Mutterkonzern in Sunnyvale geleistet wurde. Schon im Januar 1990 wurde das Forschungszentrum nach Herzliya in Israel verlegt.
Letzte Seitenaktualisierung: 25. Oktober 2023