Atari Portfolio
Der kleinste XT-Kompatible der Welt

Atari Portfolio

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Firma DIP Research Limited, eine Tochter der Distributed Information Processing Limited, brachte im Jahr 1989 mit dem DIP Pocket PC einen IBM-Kompatiblen Taschencomputer auf den Markt, der heute als erster Palmtop-Computer angesehen wird. Bereits kurz nach der Veröffentlichung erhält die Atari Corporation eine Exklusivlizenz zum Vertrieb des Taschencomputers unter ihrer Marke in den USA, Westdeutschland mit West-Berlin (bzw. ab 1990 ganz Deutschland), Italien und Spanien. Diese Kooperation war bereits seit 1988 geplant, die Londoner Sunday Times berichtete schon am 21. August 1988 über Ataris Pläne, den Pocket PC vorzustellen. Auf den Messen des Jahres 1989 wurde er schon kurz danach als Atari Folio, Atari PC Folio und schließlich Atari Portfolio vorgestellt. Erste Modelle gelangten bereits im Juni 1989 in den Handel, weltweit verfügbar war der Computer jedoch erst ab Januar 1990. Der Neupreis lag in Deutschland anfangs bei 798 DM. International wurde der Kleinstcomputer als Atari Portfolio verkauft, mit Ausnahme von Italien, wo er unter der Bezeichnung Atari PC Folio lief. Im Vereinigten Königreich wurde der Computer ausschließlich von DIP als DIP Pocket PC angeboten, für den DIP-Heimatmarkt wurde Atari keine Lizenz erteilt.

Über Distributed Information Processing, Ltd.

Die Firma mit dem Kürzel DIP wurde 1985 von Ian Cullimore unter dem Namen Crushproof Software gegründet und hatte ihren Sitz in Guildford in der englischen Grafschaft Surrey nahe London. Weitere Mitarbeiter der Firma waren David Frodsham und Peter Baldwin, weswegen DIP auch gerne mal als Kürzel für David, Ian and Peter gehalten wurde. Vor dem Pocket PC arbeitete die Firma unter anderem am Psion Organiser und anderen Taschenorganisern mit, später entwickelte sie den Sharp PC-3000 bzw. PC-3100, der als technologischer Nachfolger des Portfolio gilt. 1994 wurde DIP von der kalifornischen Softwareschmiede Phoenix Technologies aufgekauft.


Atari Portfolio
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Hardware

Als Hauptprozessor kommt der Intel 80C88 mit einer Taktfrequenz von 4,9152 MHz zum Einsatz. Der Computer besitzt bis zum Modell HPC-010 128 kB Arbeitsspeicher, der in zwei Teile aufgeteilt wird – 96 kB bilden den eigentlichen Arbeitsspeicher, die übrigen 32 kB das interne Laufwerk C:. Das Modell HPC-011 verfügt über 512 kB internen Arbeitsspeicher. Im 256 kB großen Festspeicher sitzen Betriebssystem und die fest installierte Software. Als Betriebssystem kommt hier das mit MS-DOS 2.11 kompatible DIP Operating System 2.11 zum Einsatz. Der monochrome Flüssigkristall-Bildschirm bietet eine Auflösung von 240×64 Pixel bzw. 40×8 Zeichen. Der Portfolio besitzt eine zwar kleine, aber mit einem ausgezeichneten Druckpunkt versehene Tastatur mit 63 Tasten. Mittels der Atari-Taste und der Fn-Taste lassen sich diverse doppelt belegte Tasten aktivieren. Die Stromversorgung erfolgt über drei 1,5-Volt-Batterien im Format AA oder über ein separat erhältliches Netzteil.

Atari Portfolio Mainboard


Auf der linken Seite des Gerätes befindet sich der Kartenschacht (Laufwerk A:), der eine Speicherkarte im sogenannten Bee-Format aufnehmen kann. Atari bot diese Karten in den Größen 32 kB, 64 kB und 128 kB an, von Drittanbietern gibt es Karten bis zu 4 MB. Die Speicherkarten werden durch eine Knopfzelle (bei Atari-Karten Typ CR2016) gepuffert, die bis zu zwei Jahre halten soll.

Atari Portfolio Anschlüsse


Software

Die für einen Computer dieser Sparte wichtige Software wurde dem Portfolio bereits fest eingebaut. Er enthält einen Texteditor, eine mit Lotus 1-2-3 kompatible Tabellenkalkulation, einen Kalender, einen Taschenrechner und eine Adressverwaltung. Weitere Softwaretitel gibt es dank der Beliebtheit des Minicomputers zahlreiche auf dem Markt. Die meisten textbasierten MS-DOS-Anwendungen laufen ebenfalls auf dem Portfolio, solange sie nicht die Hardware selbst ansprechen und sich mit dem für DOS-Programme kleinen Arbeitsspeicher begnügen. Die Adressverwaltung bietet eine Telefonwahlfunktion – wählt man eine Nummer aus und hält den Lautsprecher des Computers an die Sprechmuschel eines Telefons mit Mehrfrequenzwahlverfahren, spielt der Portfolio die Nummer in den MFV-Tönen ab und das Telefon erhält so den Impuls, die Nummer zu wählen.


Trivia

Der Taschencomputer spielt eine wichtige Rolle in James Camerons Spielfilm Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Originaltitel: Terminator 2 – Judgment Day) von 1991. Der junge John Connor, gespielt vom damals dreizehnjährigen Edward Furlong, nutzt den Portfolio samt Parallelschnittstelle und daran angeschlossener Magnetstreifenkarte, um den Geldautomaten zu überlisten. Später im Film kommt diese Technik nochmals zum Einsatz, als es darum geht, bei Cyberdyne Systems einen blockierten Sicherheitszugang zu knacken, um an die Überreste des ersten Terminators zu gelangen.

"Terminator 2 – Judgment Day", USA 1991, R: James Cameron; D: Arnold Schwarzenegger, Edward Furlong, Robert Patrick, Linda Hamilton u.a.

John Connor mit dem Portfolio
Szene aus dem Film Terminator 2: Tag der Abrechnung
All Rights © TriStar Pictures, Inc.


Übersicht der Modellnummern

Modell Eigenschaften
HPC-003 BIOS 1.052
HPC-004 offiziell BIOS 1.056 und QWERTY-Tastatur
es gibt aber zahlreiche Modelle mit BIOS 1.052 oder 1.072 sowie mit QWERTZ-Tastatur. Solche Inkonsistenzen gibt es bei Atari ja immer wieder mal.
HPC-005 BIOS 1.130, AZERTY-Tastatur, Vertrieb in Frankreich
HPC-006 BIOS 1.072, QWERTZ-Tastatur, Vertrieb in Deutschland, Österreich, Deutschschweiz
HPC-007 BIOS 1.130, "PC Folio", Vertrieb in Italien
HPC-008 BIOS 1.130
HPC-009 BIOS 1.130
HPC-010 BIOS 1.130
HPC-011 BIOS 1.130, 512 kB RAM

Hierzulande ist das Modell HPC-004 am verbreitetsten, gefolgt vom HPC-006. Die anderen HPC-Modelle wurden im Ausland vertrieben (z.B. HPC-005 in Frankreich und HPC-007 in Italien).

Technische Daten

Modell-Informationen
Modellnummern POCKET PC
HPC-003
HPC-004
HPC-005
HPC-006
HPC-007
HPC-008
HPC-009
HPC-010
HPC-011
Handelsbezeichnungen Atari Portfolio
Italien Atari PC Folio
Vereinigtes Königreich DIP Pocket PC
Entwicklung dip
DIP Research Ltd.
Surrey Research Park
40 Occam Rd
Guildford GU2 5XN, Surrey
Vereinigtes Königreich England
Hersteller Sugiyama
Sugiyama Seisakusho Co. Ltd.
1360-1, Shiobarashinden
Omaezaki-shi, Shizuoka 〒437-1614
Japan Japan
(Factory Code R1)
Vertrieb Atari
Atari Corporation
1196 Borregas Ave
Sunnyvale, CA 94086

Vereinigtes Königreich Exklusivvertrieb im Vereinigten Königreich:
dip
Distributed Information Processing Ltd.
Surrey Research Park
40 Occam Rd
Guildford GU2, Surrey
Vereinigtes Königreich England
Ankündigung 21. August 1988, The Sunday Times (als Pocket PC)
Vorstellung 21. Februar 1989, Which Computer?, Birmingham (als PC Folio)
8. März 1989, CeBIT '89, Hannover (als PC Folio)
14. März 1989, PC89, Sydney (als PC Folio)
10. April 1989, Spring COMDEX, Chicago (als Portfolio)
25. August 1989, Atari Messe, Düsseldorf
Im Handel USA 12. September 1989
Frankreich Oktober 1989
Westdeutschland Juli 1990
Einstellung der Produktion ca. 1994
Technik
Prozessor Intel 80C88
Taktfrequenz 4,9152 MHz
Arbeitsspeicher 128 kB (512 kB beim Modell HPC-011)
Festspeicher 256 kB
Betriebssystem ab Werk DIP-DOS 2.11
Bildschirm 4,7″ LCD, monochrom
Auflösung 240×64 Pixel bzw. 40×8 Zeichen
Massenspeicher Kartenlaufwerk
Stromversorgung • 3× Batterie Typ AA / LR6 / Mignon à 1,5V
• Steckernetzteil 6V DC 300 mA, Polarität positiv (z.B. Atari HPC-402)
Abmessungen B×H×T 20,5 × 3,2 × 10,5 cm
Gewicht (ohne Batterien) 440 g
Statistisches
Neupreise und Preisentwicklung
Land Modell Preis Monat entspr. 2023
USA HPC-004 $399 09/1989 ca. € 945
USA HPC-004 $299 11/1990 ca. € 671
Westdeutschland HPC-004 DM 798 07/1990 ca. € 782

Letzte Seitenbearbeitung: 7. Oktober 2023